Unsere Historie

Unser Turnverein von 1949 bis heute, Entwicklung zum modernen Mehrspartenverein.

Nach dem fürchterlichen Krieg, der natürlich auch tiefe Wunden in den Reihen der Vereinsmitglieder hinterlassen hatte, dachte gleich nach Kriegsende niemand daran, den Turnverein wieder aufleben zu lassen. Man war, sofern man überhaupt schon aus dem Krieg oder der Gefangenschaft zurückgekehrt war, zunächst mit sich selbst beschäftigt, um wieder in geordnete Verhältnisse zu kommen. Außerdem hatte die damalige Militärregierung, aus welchen Gründen auch immer, die Gründung eines Turnvereins in den ersten Nachkriegsjahren verboten.
Doch Ende 1948 trafen sich zehn ehemalige Vereinsmitglieder, um eine Wiedergeburt des seit 10 Jahren ruhenden Turnvereins 1895 Bad Rappenau vorzubereiten. Wie wir in der Vereinschronik lesen, waren sie damals schon – und das ist bemerkenswert - von dem Gedanken getragen, aus der turnerischen Tradition heraus nicht nur den Grundstein für das Turnen selbst zu legen, sondern auch für weitere neu aufkommende Sportarten, was sich ja bis heute fortgesetzt und auch bewährt hat.
Nachdem man schließlich von der Salinendirektion ein altes Sudhaus als Turnraum zur Verfügung gestellt bekommen hatte, konnte man zur Wiedergründungsver-sammlung auf den 9.Februar 1949 in das Gasthaus „Deutscher Kaiser“ einladen. Zu dieser Versammlung erschienen dann tatsächlich 49 Bad Rappenauer Bürger, die sofort dem wieder gegründeten Turnvereins 1895 Bad Rappenau als Mitglieder beitraten. Dies bei einem Monatsbeitrag von 50 Pfennig für Erwachsene, 30 Pfennig für Jugendliche und 15 Pfennig für Schüler.
Mit viel Eifer ging es nun zur Sache. Man hatte den Turnraum aus eigener Kraft auszubauen und einzurichten, damit der Turnbetrieb möglichst schnell aufgenommen werden konnte. So konnten dann bald die Sparten Geräteturnen,Schülerturnen, Tischtennis und Schach mit dem Übungsbetrieb beginnen. Doch kurz darauf waren die TV-Mitglieder wieder gefordert als es galt ein zweites altes Sudhaus für den Turnbetrieb herzurichten, nachdem das erste abgerissen worden war. Bald aber reichte der seitherige Turnraum auf Grund des stetig erweiterten Sportangebotes des Vereins auch nicht mehr aus.
Glücklich war man als die Gemeinde Bad Rappenau dem Turnverein die alte Bandscheuer in der Heinsheimer Straße zum Ausbau in eigener Regie vermietete. Mit viel Eifer und Enthusiasmus begann man mit dem Herrichten der Scheuer zu einem für damalige Verhältnisse sehr schönen und auch relativ großen Turnraum. Bereits im Juni 1951 konnte dann die Einweihung erfolgen. 1961 wurde mit dem Ausbau des Kellers der Scheune ein weiterer Turnraum - natürlich auch in Eigenarbeit - geschaffen.
Bald reichte aber auch die jetzige Turnraumkapazität nicht mehr aus, sodass man froh war, mit der inzwischen fertig gestellten Schulturnhalle einen weiteren Turnraum nutzen zu können. 1972 jedoch musste unsere Bandscheuerturnhalle den örtlichen Erweiterungsplänen weichen und wurde abgerissen. Der damalige Bürgermeister versprach aber den Turnvereinsmitgliedern, recht bald eine schöne Großsporthalle zu erstellen. Für eine Übergangszeit mussten aber einige Abteilungen nach Heinsheim in die dortige Turnhalle ausweichen. 1974 wurde dann die Mühltalhalle ihrer Bestimmung übergeben und konnte nun auch vom Turnverein genutzt werden. Als weitere Sporthalle hat die Stadt Bad Rappenau im Jahre 1992 die neu erbaute Kraichgauhalle den Bad Rappenauer Sportlern zur Verfügung gestellt, wodurch das großzügige Sporthallenangebot seitens der Stadt abgerundet war.
Optimalen Trainingsbedingungen hatten unsere inzwischen sehr erfolgreichen und weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannten Leichtathleten erst mit der Fertigstellung des mit den neuesten leichtathletischen Anlagen vollständig ausgestatteten Waldstadions, das im im September 1983 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Jetzt konnten auch hochkarätige leichtathletische Veranstaltungen wie z.B. die Deutschen Leichtathletik-Mannschaftsmeisterschaften vom Turnverein ausgerichtet werden. (Wer erinnert sich daher heute noch daran, dass die Turnvereinsmitglieder bis dahin in Eigenarbeit immer wieder z.B.die Laufbahnen erneuern mussten, indem in der Saline Schlacke geholt und von Hand aufgebracht wurde?)
Doch auch gleich zu Anfang dieses dritten Abschnittes unserer Vereinsgeschichte richteten die TV-ler verschiedene Wettkämpfe aus. Im Jahre 1949 fand ein Schwimmfest im Soleschwimmbad mit 90 Wettkämpfern statt. Und ein Jahr später wurde zum ersten Mal das Gauturnfest, für die damaligen Verhältnisse eine sportliche Großveranstaltung, ausgerichtet. Die Wettkampfstätten wurden wieder in Eigenarbeit auf dem Wald- und Wiesengelände beim Wasserschloß angelegt, indem z.B. Sprunggruben ausgehoben wurden. Auf der Schloßstraße wurden die Laufwettbewerbe durchgeführt. Die Feldscheune in der Babststadter Straße wurde zur Festhalle ausgeschmückt.
Man war im Turnverein also damals schon in jeder Hinsicht sehr aktiv, besonders auch im Veranstaltungsbereich. Zu erwähnen ist hier unter anderem das 60-jährige Vereinsjubiläum mit Fahnenweihe in der Feldscheune von 1955, das 75-jährige Vereinsjubiläum 1970 im Festzelt beim jetzigen Waldstadion, das 90-jährige 1985 und schließlich das 100-jährige Jubiläum im Jahre 1995 in der Mühltalhalle.
In der Mühltalhalle und auch in der Kraichgauhalle fanden dann viele Sportveranstaltungen, wie z.B. die Deutschen Jugend-Kunstturnmeisterschaften oder allein fünf Süddeutsche Tischtennismeisterschaften statt, die vom Turnverein ausgerichtet wurden. Auch die Winterfeiern, Nikolausfeiern und Faschingsveranstaltungen, die seit 1949 schon vom Turnverein mit eigener Programmgestaltung im ehemaligen Kurhotel und anschließend in der Bandscheuer-Turnhalle alljährlich durchgeführt worden waren, konnten bzw. können (hoffentlich auch weiterhin jedes Jahr) in der sehr schönen und zweckmäßigen Mühltalhalle veranstaltet werden. Alle Aktiven im Verein haben sich hier im Interesse der Vereinsgemeinschaft bis heute immer sehr gerne eingebracht. Damit konnte nicht zuletzt auch ein solides Polster als finanzielle Grundlage für die immer vielseitigeren Vereinsaktivitäten geschaffen werden.
Wurde in den Jahren nach der Vereinsgründung nur das Geräteturnen für Männer angeboten, so umfasst heute unser breit gefächertes Sportprogramm neben dem Turnen in seiner Gesamtheit, das die Bereiche Leistungs-, Freizeit- und Gesundheitssport in vielfältiger Art vom Kindes- bis zum Seniorenalter abdeckt, die Sparten Badminton, Frisbee, Handball, Leichtathletik, Rope Skipping, Ski- bzw. Wintersport, Tischtennis und Volleyball in insgesamt 30 Abteilungen bzw. Gruppen. Etwa 50 gut ausgebildete Übungsleiter bzw. Helfer sind hierfür laufend im Einsatz. Ihnen sind wir für ihr ehrenamtliches und von viel Idealismus getragenes Engagement zu großem Dank verpflichtet.


Günter Rehbock .